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Sie
mahnten uns aber zur Ruhe. Welch ein Hohn! Eine halbe Stunde später kamen sie
wieder und jagten uns alle aus den Wohnungen. Wir waren so bestürzt und wussten
nicht, was wir zusammenraffen sollten. Die Miliz ließ aus den Kleider- und Wäscheschränken
nichts herausnehmen und warfen uns nur einige Sachen zu. Es war ein fürchterlicher
Tumult. Unsere versteckten Schmucksachen konnten wir aus der Bodenkammer nicht
heraus holen und ein silbernes Schmuckkästchen, das Eure
Mutter schnell noch in der Manteltasche verstecken wollte, riss ihr ein
Pole aus der Hand.
Es
enthielt Eures Vaters gute Uhr das goldene
Armband von
Eurer Oma Leier, welches aus
Amerika stammte und mehrere Ohrringe und Anhänger. In der Wohnung schrien die
Polen: Gebt uns Gold dann geben wir euch Betten. Sie nahmen uns die Trauringe,
und die Betten, die sie uns aus der Wohnung gaben nahmen uns andere Polen unten
im Hausflur wieder ab. So ging es allen Hausbewohnern.
Auch Eure Urgroßmutter stand wieder ausgeraubt, zum
2. Male obdachlos mit uns allen im Hof. Die Werkstatt, in der Opa
arbeitete durfte noch 2 Tage dableiben. So wagten wir noch einige Einkochgläser
und Holz aus dem Keller zu holen. Als wir alle so ratlos im Hofe saßen und
nicht wussten wohin nahm uns Lenchen Ruffert
unsere Hausgehilfin, schon seit 22 Jahren bei uns tätig, in ihr elterliches
Haus Glatzer Strasse 1
(heute
Boleslawa Chrobrego 3,das
Haus existiert nicht mehr) in 2 möblierten kleinen Zimmern auf
.
Wir räumten nun das Wenige, was wir noch gerettet hatten auf Hintergassen zu
unserem neuen Verbleib. Ein Pole hatte noch Eure Mutter über einen
Luftschutzsandkasten gestoßen als sie sich eine Kinderhalskette aufheben wollte.
Dann stürzte sie in der Eile noch mal auf der Straße und hatte schwere Wunden an
Arm und Knie.

Lenchen RuffertV
Kontaktinformation
- E-Mail:
wleier@t-online.de
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